Brockensammlung der Stiftung Bethel
Description
http://www.brockensammlung-bethel.de/
Brockensammlung der Stiftung Bethel 125 Jahre Brockensammlung Bethel – ein Pionier des Recyclings
Die Brockensammlung gibt es 2015 125 Jahre. Sie wird heute sofort mit Gebrauchtkleidung in Verbindung gebracht. Diese spielte in den Anfangsjahren allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Als Friedrich v. Bodelschwingh im Herbst 1890 in der Presse erstmals darum bittet, Brocken, d.h. Überflüssiges nach Bethel zu schicken, bittet er zwar auch um „jede Art gebrauchter Kleidungsstücke“, aber auch um Cigarrenabschnitte, Korkpfropfen, alte Stanniolkapseln, Papier, Knochen, Altmetall usw. Alles könnte Bethel gut gebrauchen, so Bodelschwingh, und beim Sortieren dieser Sachspenden fänden viele Menschen mit Behinderungen eine sinnvolle Beschäftigung. Damit begründete er ein Missverständnis, dass teilweise auch heute noch existiert: Dass die gespendete Kleidung z.B. direkt an die hier betreuten Menschen mit Behinderung weitergegeben wird.
Der Brockensammlung ging es aber von Beginn an eher darum, die Spenden zu reparieren und weiterzuverkaufen, um Einnahmen zur Finanzierung der Arbeit in Bethel zu erzielen. Deshalb wurden sofort Läden zum Verkauf der Sachspenden gegründet. Eine gute Einnahmequelle war auch der Verkauf des Alt-Metalls an Großhändler oder der von zerbrochenem Glas und Porzellan an Glashütten. Zur Reparatur der Sachspenden entstanden innerhalb der die Brockensammlung verschiedenste Werkstätten.
Zeitgleich begann die Brockensammlung aus Teilen der Sachspenden neue Produkte herzustellen. Gespendete Korken wurden z.B. abgeschliffen, um kleinere neue zu gewinnen. Den entstandenen Abfall bündelte man und verkaufte ihn als Anzündhilfe. Aus unbrauchbarer Kleidung fertigte man Kunstwolle, die als Füllung von Matratzen Verwendung fand. Unbrauchbare Bücher wurden zerrissen, um daraus Makulatur oder andere Produkte zu machen, wie den „Schrägfaser-Sack „Der hält`s aus“, den Bethel gesetzlich schützen ließ.
Größere Blechbüchsen wurden plattgewalzt und zu Blechspielzeug verarbeitet. Die kleineren Dosen kamen zum „entzinnen“ in einen Ofen, damit das übriggebliebene reine Eisen an Eisenwerke verkauft werden konnte. 1904 begann die Brockensammlung gespendete Dinge aus Aluminium einzuschmelzen, um Geschirr daraus herzustellen. Die Eigenprodukte wurden per Katalog angeboten. Da der Name Brockensammlung zu sehr nach gebrauchten Dingen klang, tat man dies ab 1910 unter der Bezeichnung „Tiberias-Werke“.
Die Ära der Eigenprodukte ging bis Ende der 1950er Jahre. Schon in der Weimarer Republik wurde die Eigenproduktion langsam eingeschränkt, sodass zuletzt nur noch Aluminium-Geschirr hergestellt wurde. Als neue Materialien in den Zeiten des „Wirtschaftswunders“ auf den Markt kamen, war auch damit Schluss. Generell verloren gebrauchte Dinge in dieser Zeit an Wert, da sich immer mehr Menschen neue Dinge leisten konnten, z.B. auch Kleidung. In der Folge erhöhten sich die Kleiderspenden. Zum Glück für die Brockensammlung stieg parallel dazu der Bedarf der Industrie an Putzlappen, sodass sogar nicht mehr tragbares Abnehmer fand, während gleichzeitig die sogenannten Gastarbeiter die Secondhand-Kleidung für sich entdeckten. Als dann Ende der 60er Jahre Secondhand-Kleidung bei auch jungen Menschen wieder „in„ war, gab es genügend Abnehmer für diese Textilien. Seit Mitte der 1960er Jahre führt Bethel Kleidersammlung in Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden durch, die durch ihr Engagement wesentlich mit dazu beitragen, Einnahmen für die diakonische Arbeit in Bethel zu erzielen. Da Teile der Kleiderspenden an andere Firmen weiterverkauft werden, trat die Brockensammlung Ende der 1990er Jahre dem Dachverband FAIRWERTUNG bei und verpflichtete sich damit zu verbindlichen ethischen und ökologischen Handeln von der Sammlung bis zur Vermarktung.
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