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Consens Seniorenmagazin der Stadt Mainz

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conSens ist das Seniorenmagazin der Stadt Mainz.

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Emy Roeder - eine Künstlerin zwischen Ausdruck und Abstraktion Neben ihren männlichen Kollegen haben auch Mainzer Künstlerinnen in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Unter ihnen nimmt Emy Roeder, eine der bedeutendsten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts, einen herausragenden Platz ein. Wer am Rheinufer entlang spaziert, trifft sie am Stresemann-Ufer auf der Höhe des „Holztors“, die Skulptur der „Tripolitanerin“. Reduziert auf das Wesentliche strahlt die schmale, eckige Frauengestalt etwas ganz Besonderes aus: Sie wirkt zeitlos und modern zugleich. Schlanke Silhouetten und abstrakte Formen sind typische Merkmale für Arbeiten von Emy Roeder (1890-1971). Zu diesem Motiv, der Darstellung einer Bewohnerin der Stadt Tripolis, wurde die Künstlerin auf ihren Reisen inspiriert. Das künstlerische Schaffen spielte für die geborene Würzburgerin bereits in der Jugend eine Rolle. Sie entschied sich früh für eine künstlerische Laufbahn und setzte ihre Ausbildung in Darmstadt bei Bernhard Hoetger fort. Danach ging die junge Frau 1915 nach Berlin und traf auf expressionistische Künstler wie die ehemaligen „Brücke“-Mitglieder Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel. Gemeinsam mit ihnen stellte sie ihre Werke aus. Sie gehörte zu avantgardistischen Künstlergruppen wie der „Freien Sezession“, der „Novembergruppe“ und dem „Verein der Berliner Künstlerinnen“. 1920 heiratete sie den Bildhauer Herbert Garbe. Auch Käthe Kollwitz zählte zu ihrem Freundeskreis. 1936 erhielt sie den Preis der „Villa Romana“ und damit ein Stipendium in Florenz. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine reduzierte, expressive Formensprache und starke Stilisierung aus. Doch wie viele zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler wurde sie von den Nationalsozialisten diffamiert und als nicht konform gebrandmarkt: Ihre Skulptur „Die Schwangere“ (1918) wurde 1937 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Wie die ebenfalls verfemten Schöpfungen des Expressionismus und Kubismus zählt das Werk von Emy Roeder heute zur klassischen Moderne. Groß war die Aufregung, als im Jahr 2010 in Berlin bei Bauarbeiten längst verschollen geglaubte Skulpturen dieser Zeit gefunden wurden. Sie wurden bei Grabungen in der Rathausstraße, der ehemaligen Königstraße, gegenüber dem Roten Rathaus entdeckt. Dabei wurde ein Terrakottakopf als Teil der Arbeit „Die Schwangere“ identifiziert. Wahrscheinlich waren die Plastiken bei der Zerstörung des Gebäudes herabgefallen. Ein kleiner Katalog, 1921 erschienen in der der Reihe „Junge Kunst“ im Verlag von Klinkhardt & Biermann als Band 18, bildet sie als erste Katalognummer ab. Im Jahr zuvor hatte Emy Roeder für diese Arbeit den Preis der Preußischen Akademie der Künste erhalten. In der selben Reihe erschienen Beiträge zu heute international bekannten Künstlern wie etwa Max Pechstein, Paula Modersohn-Becker, Maurice de Vlaminck, Paul Klee, André Derain, Karl Schmidt-Rottluff und George Grosz – ein Hinweis auf die Bedeutung des Werks von Emy Roeder. Alfred Kuhn schreibt in seiner Einführung, die im expressiv-emotionalen Stil der Zeit gehalten ist: „Von Anfang an ist ihre Plastik als Kunst des Tastbaren begriffen. Nie kommen dagegen Verstöße vor. Nirgends klafft die Masse, nirgends wird dem Licht Gelegenheit zu eigenmächtigem Spiel gegeben … Das Haar wird als unplastisch empfunden und entweder durch eine Kappe bedeckt oder kappenhaft zusammengenommen, manchmal ornamental angedeutet.“ Die Diffamierung Emy Roeders in Deutschland 1937 führte zu einem längeren Aufenthalt in Italien. Aber auch dort war sie Repressionen ausgesetzt. Als Deutsche wurde sie nach dem Sieg der Alliierten in Italien 1944 für ein Jahr interniert. Danach lebte und arbeitete sie weiter in Italien, bis sie 1949 dank des Engagements befreundeter Künstler nach Deutschland zurückkehrte. Wie Phönix aus der Asche – Neubeginn 1950 in Mainz Ab 1950 lehrte sie an der Landeskunstschule in Mainz, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Sie gilt als eine der bedeutendsten expressionistischen Künstlerinnen, vor allem ihre ausdrucksstarken Portraits haben ihren Ruhm begründet. 1995 nahm sie an der ersten Documenta in Kassel teil, an der ersten Ausstellung moderner Kunst in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie war eine der wenigen Künstlerinnen, die in der unerwartet erfolgreichen Schau präsent waren. Auch in ihrer neuen Heimat Mainz hinterließ sie Spuren, die bis heute sichtbar sind. So ist sie im Landesmuseum Mainz mit vier Werken vertreten. Dazu zählt „Die Blinde“ aus dem Jahr 1927. In ihrem Atelier im Pulverturm schuf sie bedeutende Arbeiten wie etwa den Bildniskopf des Künstlers Heinz Purrmann (1950/51), der ebenfalls im Landesmuseum gezeigt wird. Zu den bedeutendsten Werken der Mainzer Zeit zählen die Portraits der künstlerischen Weggefährten Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Bereits in ihrem ersten Mainzer Jahr wurde ihr auf Bonner Initiative hin eine Ausstellung in der Gemäldegalerie der Stadt Mainz gewidmet mit „Bildwerken und Zeichnungen aus den Jahren 1919 – 1949“. Das Werkverzeichnis ist gleichzeitig ein Zeugnis der deutschen Nachkriegszeit, wenn es heißt: „Die mit einem * versehenen Plastiken sind entweder als Zeugnisse so genannter ‚entarteter Kunst‘ oder durch Kriegseinwirkungen zerstört oder verschollen.“ Ihr Material war vielfältig: Holz und Gips, Terrakotta und Sandstein über Kunststein bis hin zum Bronzeguss. Ihre Motive fand sie in der kreatürlichen Welt, Menschen und Tiere stellte sie in einer strengen, abstrakten Formensprache dar. Auf ihren zahlreichen Reisen nach Jugoslawien und Nordafrika, dort begleitet von der renommierten Sammlerin und Kunstförderin Hanna Bekker vom Rath, sammelte sie Anregungen für ihr Werk. Vor allem weibliche Figuren verewigte sie als Plastiken, darunter viele Archetypen, Urtypen des menschlichen Daseins wie Schwangere, Mütter, Freundinnen, Geschwister, Badende, Sitzende und Tanzende. In sich gekehrt wirken viele Gestalten der einzeln und in Zweiergruppen Dargestellten, melancholisch gestaltete sie Trauernde und Rückblickende. Auch die „Pariserin“ und „Italienerin“ stellte sie in überzeitlicher Manier dar, reduziert auf die wichtigsten Volumina und Linien. Ihr eigenes Portrait ist ebenfalls im Ausdruck zurückgenommen, es strahlt eine ruhige Gelassenheit aus, wie auf dem Titelbild des Katalogs von Hans-Jürg Imiela zu sehen ist. Er schreibt zu Emy Roeders künstlerischen Entwicklung in der Nachkriegszeit: „Die Beschäftigung mit dem Menschenbild, veranlasst durch die Studien im Süden, hatte als Ergebnis die verschiedenen Fassungen arabischer Frauengestalten. Sie und eine späte Variante des Padula-Themas und sogar die Tierplastiken zeigen in der Streckung der Proportionen und der Verknappung eine eigentümliche Rückkehr zu den künstlerischen Anfängen, zumindest eine Durchsetzung mit expressiven Momenten.“ Späte Anerkennung Nach der Teilnahme an der Documenta 1955 häuften sich die Ehrungen und Auszeichnungen. So erfuhr sie im letzten Lebensabschnitt die gebührende Anerkennung, die ihr während des Regimes der Nationalsozialisten verwehrt geblieben war. 1956 erhielt sie den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz, es folgten 1958 die Einladung als Ehrengast in die Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom und 1962 die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Johannes Gutenberg-Universität. Im Jahr darauf wurde ihr der Professorentitel durch das Kabinett des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen und 1966 der Kulturpreis der Stadt Würzburg. An ihre Geburtsstadt Würzburg ging nach ihrem Tod 1971 ihr Nachlass. Ein Großteil ihres plastischen Werks und Arbeiten auf Papier haben heute ihren festen Platz im Museum im Kulturspeicher Würzburg. Dort erschien 2005 der umfassende Katalog „Auf der Suche nach Ausdruck und Form. Emy Roeder (1890–1971) und die Plastik ihrer Zeit“. Wer sich intensiver mit Leben und Werk der Künstlerin beschäftigen möchte, findet in der Publikation von Beate Reese ausführlich aufbereitetes Material und kenntnisreiche Beiträge. Auch in Rheinland-Pfalz gedenkt man der Künstlerin. Seit 1979 veranstaltet der Kunstverein Ludwigshafen den Wettbewerb „Junge Rheinland-Pfälzer Künstlerinnen und Künstler”. Das Ministerium unterstützt diese Initiative seit 1987, der Emy-Roeder-Preis ist der Hauptpreis. Und das eindrucksvolle Phönix-Relief, 1960 geschaffen für das Kunstgeschichtliche Institut in Mainz, hat nicht nur einen neuen Platz in der Universität gefunden, sondern ist nun auch das offizielle Logo des Instituts. Dr. Caroline Gerner

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Der neue conSens ist Erschienen, das Heft 1-2016 liegt im Rathaus und an allen bekannten Verteilerstellen aus und kann dort kostenfrei mitgenommen werden.

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