Physio Extrem
Description
Dies ist eine Informationsseite über "Physio Extrem" im Klinikum Ludwigsburg mit Hauptaugenmerk auf den Ausnahmesportler Simon Gänger.
„Egal, was ich mache, das mache ich extrem“, beschreibt sich Simon Gänger selbst. Eine Eigenschaft, die dem 33-Jährigen Fluch und Segen zugleich beschert hat. Weil er mit seinem Motorrad extrem schnell unterwegs war und es zu einem schweren Unfall kam, ist sein linker Arm vollständig gelähmt. Vor zwei Jahren eröffneten ihm zwei Sporttherapeuten der KlinikenPhysio eine neue Perspektive. Seither betreibt Simon Gänger extremen Ausdauersport. Dieser verschafft ihm „laufend“ neuen Lebensmut.
42,2 Kilometer in 3 Stunden und 18 Minuten – eine Zeit, die viele Marathonläufer nicht einmal zu träumen wagen. Erst letzten Monat konnte Simon Gänger in Frankfurt diese persönliche Bestzeit laufen. Wer seine Vorgeschichte kennt, kann es kaum glauben. „Vor acht Jahren wäre mir niemals in den Sinn gekommen, einen Marathon mitzulaufen“, erzählt der sympathische Sportler. Als sein Leben eine abrupte Wendung nahm, steckte der gelernte Industriemechaniker gerade mitten im Studium. Skifahren, Snowboarden und eben das Motorrad fahren gehörten zu seinen Hobbys. Am 2. September 2005 wurde ihm Letzteres zum Verhängnis. Mit hoher Geschwindigkeit kollidierte Gänger mit einem Auto. Schwere Lungenquetschung, Schädelbasisbruch und Nervenwurzelschäden an der Wirbelsäule – das Ende schien nahe. Eine Woche lang kämpften die Ärzte des Klinikums Ludwigsburg um Gängers Überleben. Es folgten monatelange Aufenthalte in verschiedenen Reha-Zentren und Spezialkliniken. Riskante Operationen im Bereich der Halswirbelsäule, um die Beweglichkeit des linken Arms wiederherzustellen, blieben erfolglos. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Lähmung meines linken Arms noch gar nicht realisiert“, erinnert sich Gänger. Die Erkenntnis, ein Leben lang schwerstbehindert zu bleiben, sowie unerträgliche Phantomschmerzen in der linken Schulter nebst Konzentrations- und Gleichgewichtsstörungen stürzten den jungen Patienten in eine tiefe Depression. „Noch Jahre nach dem Unfall fehlte mir oft der Lebenswille.“ Erst allmählich begann Simon Gänger mit sowohl physischer, als auch mentaler Unterstützung durch Fachärzte der Schmerztherapie und Neurologie sowie einer Heilpraktikerin im Leben wieder Fuß zu fassen und den Alltag mit „rechts“ zu meistern.
Den entscheidenden Wendepunkt jedoch brachte vor vier Jahren die beginnende Langzeittherapie in der Physioabteilung des Klinikums Ludwigsburg. Mit Hilfe neuester Erkenntnisse und Methoden verfolgt das Team der KlinikenPhysio in Gängers Fall einen ganzheitlichen Ansatz, der kaum einen Bereich auslässt und ein fast tägliches Training erfordert. Reduktion der Schmerzen, Muskelaufbau, Beweglichkeit, Schulung der Koordination und des Gleichgewichts, wie auch ein gesteigertes Herz-Kreislauftraining stehen dabei im Mittelpunkt. „Irgendwann hat Ann-Katrin Röcker meinen linken Arm mit einem Schal fixiert“, schmunzelt Gänger noch heute, „und mich zu einer ersten Laufeinheit ermuntert.“ Wie gut ihm das Laufen tat, merkte die Sporttherapeutin sofort. Auch ihr Kollege Claudius Gross erkannte sein Potential zum Läufer. „Wir haben mit kleinen Läufen im Schlosspark begonnen, um ein Gefühl zu bekommen, wie es bei ihm mit der Atmung klappt.“ Der Teamleiter der KlinikenPhysio, selbst ambitionierter Marathonläufer, war es dann, der im Oktober 2010 seinen Patienten auf die Idee brachte, in Freiburg seinen ersten Marathon zu bestreiten. „Für mich war es wichtig, überhaupt wieder ein Ziel zu haben“, bringt sein Schützling die Tragweite dieser Idee auf den Punkt. „Seither ist der Ausdauersport fester Bestandteil seiner Therapie“, ergänzt Gross, „und auch medizinisch gesehen sind die raschen Fortschritte dieser Behandlungsmethodik erkennbar.“