APS - Akademie für Psychotherapie und Seelsorge
Description
Internationaler Kongress für Psychotherapie und Seelsorge - alle zwei Jahre in Würzburg.
APS-Kongress 2017:
31.05. - 03.06.2017
Würzburg CCW Ziele
Die Akademie sieht ihre Aufgabe darin, Begegnungen zwischen Psychotherapie und christlicher Seelsorge in Wissenschaft und Praxis zu fördern.
Sie möchte durch ihre Arbeit dazu beitragen, Sinn- und Werteorientierung in psychotherapeutisches sowie therapeutisches Wissen und therapeutische Methodik in seelsorgerliches Denken und Handeln zu integrieren.
Ziel ist, durch Austausch und gemeinsame Arbeit unter Therapeuten und Seelsorgern eine qualitative Verbesserung der Beratung und Behandlung von Ratsuchenden in beiden Fachgebieten zu erreichen.
Die Veranstaltungen der APS stehen allen Interessierten offen.
Aktivitäten
• alle zwei Jahre mehrtägige internationale Kongresse für Psychotherapie und Seelsorge
• die APS-Jahrestagung, auf der jeweils ein Thema aus dem Bereich Psychotherapie und Seelsorge von verschiedenen Referenten behandelt wird, angegliedert die Jahresmitgliederversammlung
• „Empirische Forschung in Psychotherapie und Seelsorge“, jährliche Tagung und Workshop zu aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich
• Herausgabe von „Psychotherapie und Seelsorge“, der Zeitschrift der APS
• Verschiedene Regionaltagungen
• Hilfe bei der Gründung von Intervisionsgruppen
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RECENT FACEBOOK POSTS
facebook.comVollendet ist eine Tätigkeit, wenn man sie gefeiert hat! Das machen wir hier:
Eine geniale Gesamtbewertung des letzten Kongresses! Wir danken alles, die mit dazu beigetragen haben!
Und gearbeitet haben wir natürlich auch:
Und abends geht der Vorstand schwimmen!!
Brötchen holen bei der Vorstandsklausur
Wir freuen uns über einen Beitrag in der Rundschau des Bayerischen Rundfunks vom 03.06. In der Mediathek ist er allerdings leider nur ibs zum 10. Juni zu sehen. Also: Flugs angeklickt... :-) http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/sendung-vom-03062017_x-102.html
Abschlussvorträge APS Kongress setzen markanten Schlusspunkt „Das Fremde – in mir, in dir, in Gott“ Würzburg (APS). Der 9. Internat. Kongress für Psychotherapie und Seelsorge unter dem Gesamtthema „Das Fremde – in mir, in dir, in Gott“ ist am Samstag mit zwei Fachvorträgen zu Ende gegangen. Univ.-Prof. Dr. theol. Dr. phil. Franz Gmainer-Pranzl, Priester der Diözese Linz, referierte vor den 900 Teilnehmern zum Thema „Das Fremde und die Philosophie“ und Prof. Dr. theol. Mihamm Kim-Rauchholz zum Thema „Das Fremde in der Heiligen Schrift“. Prof. Dr. theol. Dr. phil. Franz Gmainer-Pranzl (Linz), Priester und Fundamentaltheologe, wünschte sich ein „Europa respondens“; Europa als einen Ort, der von Anerkennung, Inklusion, (Selbst-)Kritikfähigkeit und Antwortfähigkeit geprägt sei. Die Europäer neigten dazu, so Gmainer-Pranzl, sich „das Fremde“ einzuverleiben. Das sei nicht zielführend im Umgang mit der aktuellen Situation. Vielmehr müssten Menschen dahin kommen, den „Stachel des Fremden“ als Herausforderung auszuhalten. Die Prägung der Philosophie durch eine Denkweise der kolonialen Logik müsse dekodiert werden. Das sei möglich durch „Staunen“, in dem man aus dem „Bann des Selbstverständlichen“ heraustrete, durch eine Responsibilität, in dem man sich vom Anspruch des Fremden zu einer Antwort inspirieren lasse und nicht „exotisiere“ und durch „methodische Pluralität“ selbstverständlich werden. Man werde Fremdem nur gerecht, wenn man andere Ansätze kenne und mit neuen Mitteln und Möglichkeiten auf Andere zuginge. Denn: „Wir bewerteten alles Fremde leichtfertig negativ, wollten es möglichst schnell zu Vertrautem machen“, so Gmainer-Pranzl. Es sei an der Zeit, die Aufmerksamkeit zu schärfen und nicht das, von dem wir lernen können, in den Wind zu schlagen. Diese Gefahr bestehe nämlich, wenn nur „das Eigene das Sichere“ sei. Die Kirchen könnten viel dazu beitragen, dass sich die Bewertung des Fremden in der Gesellschaft verändere. „Wenn wir ‚Europa‘ sagen, muss das ‚Öffnung‘ heißen“, schloss Gmainer-Pranzl mit einem Zitat von Papst Franziskus. Prof. Dr. theol. Mihamm Kim-Rauchholz (Bad Liebenzell), Professorin für Griechisch und Neues Testament, wies in ihrem Vortrag auf befremdlich wirkende Passagen der Bibel hin und betonte deren Wichtigkeit für die Reflexion eigener kultureller Werte. Jede Nationalkultur besäße sogenannte Kernwerte, die das eigene Verständnis der Bibel tief beeinflussten. Diese kulturell verankerten Tugenden könnten den Zugang zur wahren Erkenntnis der biblischen Botschaft versperren. So bestünde die Gefahr, „die eigenen Werte als entscheidendes Kriterium zu nutzen, um das Wort Gottes zu verstehen“. Eminent wichtig sei es jedoch laut der Theologin, die eigenen Werte an der Figur Christi festzumachen und das befremdlich wirkende in der Bibel als Chance zu sehen, die Eigenreflexion zu fördern und dadurch ein interkulturelles, heterogenes Miteinander auf biblischer Basis zu gestalten. Dr. Martin Grabe, 1. Vorsitzender der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS, Bad Homburg) lobte zum Schluss des Kongresses die fachlich ausgezeichnete Qualität der Plenumsvorträge und den einwandfreien Ablauf in allen organisatorischen Belangen. Die Teilnehmer nutzen auch in diesem Jahr die zahlreichen Möglichkeiten der Begegnung und des Austausches. Die Möglichkeit der individuellen Gestaltung des Kongresses durch die Auswahl von 4 Workshops aus einem Angebot von fast 100 möglichen kam bei allen Teilnehmern sehr gut an. Die umfangreiche Fachausstellung wurde in den Pausen gut besucht und als Informationsbörse und Chance der Vernetzung genutzt. Die APS sei entschlossen, den schon zum 3. Mal in Würzburg stattfindenden Kongress im Zweijahres-Rhythmus weiterzuführen. Dazu sei hilfreich, dass das Fortbildungsmanagement von Psychologen und Ärzten den Fachkongress durch die Zertifizierung durch die Psychotherapeutenkammer Bayern mit 16 Fortbildungs-Einheiten als feste Größe einplanen könne. Der 10. Internationale Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, dann als besonderer Jubiläumskongress, ist für den 05. – 08. Juni 2019 geplant.
Heute Abend (03.06.2017, 18.30 Uhr) - ein Bericht und Interview zum APS-Kongress in der Rundschau des Bayerischen Rundfunks (während und nach der Sendung: http://www.br.de/mediathek/video/programm/index.html). Wir sind gespannt...
APS Kongress: 90 Seminare zur Auswahl Veränderungsprozesse im Gehirn anstoßen Dipl.-Psych. Dr. Matthias Schlagmüller (Kitzingen) bewertete im Seminar „Veränderungsprozesse im Gehirn anstoßen“ das Verstehen epigenetischer Prozesse als Meilenstein der Forschung. Menschen seien nicht hilflos ihren Genen und deren Informationen ausgeliefert. Heute sei bekannt, so Schlagmüller, dass epigenetische Prozesse lebenslang möglich seien. Die alttestamentliche Aussage ‚Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben‘ (Sprüche 4,23), fassten die Phänomene der Epigenetik gut zusammen. Verbitterte Menschen seien deutlich häufiger von depressiven Prozessen betroffen, als Menschen, die zur Vergebung bereit seien. Pastor i. R. Olaf Kormannshaus (Berlin), Dipl.-Psychologe und Supervisor, bezeichnete die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit und Unsicherheit aushalten zu können, eben die Ambiguitätstoleranz, als essentiell für die Gesellschaft. Er legte dar, warum sie gerade für Christen eine wichtige Ressource darstelle. Die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit und Unsicherheit aushalten zu können, sei eine der „Kernkompetenzen zum Überleben der Menschheit“. Personen in sozialdiakonischer Arbeit seien Spannungen ausgeliefert, die das Aushalten von Kontroversen fordere. Kormannshaus belegte anhand biblischer Zitate, dass die Ambiguitätstoleranz durch das Wesen Gottes in der Bibel fest verankert sei. Christen hätten so direkten Zugang zu dieser Fähigkeit. Sie sei wesentlich, um sozialen oder moralischen Problemen zu begegnen und mit Fremdheit umzugehen. "Das Land der Seele ist fremd. Wollen wir dorthin reisen?" Anhand dieser provokanten Eingangsfrage ermutigte die Dipl.-Sozialpädagogin und Traumatherapeutin Elke Hieckmann (Hirschaid) im Seminar "Das fremde Land der Seele - Reise in die Innenwelt" diese Reise anzutreten. Dazu gehöre zunächst ein Start, der keine Vorbedingungen kenne. Der Mensch versuche sich zwar nach außen erst einmal halbwegs ansehnlich zu machen, bleibe aber sich selbst bei der einseitigen Pflege seiner "Schokoladenseite" fremd. Nicht mit sich zu kämpfen, sondern neugierig auf das Fremde in sich zuzugehen, brauche den größeren Mut, weil es dem Menschen Angst mache. Dazu gehöre, die Schönheit des Fremden in sich zu suchen und sich möglichst regelmäßig mit den fremden Seiten vertraut machen. Das sei besonders herausfordernd bei Eigenschaften, die dem Menschen selbst nicht gefielen. Der Kongress endet am Samstag mit einem Vortrag von Prof. Dr. Franz Gmainer-Prantl (Salzburg) mit dem Titel „Das Fremde und die Philosophie – Eine historische und systematische Betrachtung zur ‚erkenntnistheoretischen Fremdenangst‘“ und dem Abschlussvortrag von Dr. Mihamm Kim-Rauchholz (Bad Liebenzell) zum Thema „Das Fremde in der Heiligen Schrift – Kulturspezifische Zugänge“.
Seminartag innerhalb des APS-Kongresses Von „Die christliche Brille absetzen“ bis „Sünde – Das Fremde in mir?!“ Würzburg (APS). Der dritte Kongresstag des 9. Internat. Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge unter dem Gesamtthema „Das Fremde – in mir, in dir, in Gott“ stand ganz im Zeichen von mehr als 90 Wahl-Seminaren für die knapp 900 Teilnehmenden. Die Dipl.-Religionspädagogin Ulrike Duffing, Geschäftsleiterin des „Hauses der Religionen“ (Hannover), ein Zentrum für interkulturelle und interreligiöse Bildung, stellte als wegweisende Verhaltensempfehlungen im multireligiösen Miteinander die fünf Grundlagen des interreligiösen Dialoges des Theologen Prof. Dr. Klaus von Stosch vor. Danach erzeuge das Absetzen der „christlichen Brille“ zunächst zwar Orientierungslosigkeit, gleichzeitig bedeute es jedoch die Möglichkeit einer Neuorientierung auf den eigenen Halt im Glauben. Es sei lohnenswert, von diesem eigenen Glauben zu sprechen, sich selbst Andersgläubigen „zuzumuten“ und diese in ihrer Religiosität zu respektieren. Dr. Matthias Burhenne (Wiedenest), Seelsorgereferent und Männerreferent im Forum Wiedenest empfahl im Seminar „Impulse für die Eheberatung – wie kann man aus einer destruktiven Streitspirale aussteigen?“ einen „Ärger-Barometer“. Jeder Ehepartner habe seine eigene Dynamik des Ärgerns, deren er sich häufig selbst nicht bewusst sei. Das führe im Streit dann zur emotionalen Eskalation, in der kein produktives, klärendes Gespräch mehr möglich sei. Schon der biblische Ausspruch „Vor allem achte auf dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben“ (Sprüche 4,23) lehre, dass ein frühzeitiges Erkennen des eigenen Ärgers schon ein wesentlicher Schritt sei, um aus der destruktiven Streitspirale auszusteigen. Marika Rimkus (Würzburg), Psychologin und freie Therapeutin, stellte das Modell der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) vor und verwies darauf, dass es ein verhaltenstherapeutisch ausgerichtetes Verfahren beinhalte. Das Ziel sei es, psychische Flexibilität zu erhöhen und dadurch Menschen zu befähigen, ihre Werte selbstbestimmt und erfolgreich zu leben. Zum Modell gehörten sechs Kernprozesse wie z. B. „Akzeptanz“ („Manche Dinge muss ich nehmen, wie sie sind und kann trotzdem sinnerfüllt leben!“), „Commitment“ (die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren und aktiv zu werden) und „das Arbeiten an den eigenen Werten und Lebenszielen“. Das Konzept der Sünde sei vielen Menschen fremd geworden, so Prof. Dr. theol. Thorsten Dietz (Marburg) in seinem Seminar „Sünde – das Fremde in mir“. Sünde kenne man lediglich im Bagatell-Bereich. Der ursprüngliche Rahmen, Sünde bzw. Sündenerkenntnis hineinzustellen in das Zentrum der Erlösung und Befreiung, sei verloren gegangen. Der Begriff diene oft zur Ausgrenzung und Beschämung Einzelner. Sündenerkenntnis und die Zusage Gottes der Ebenbildlichkeit müssten neu zusammengebracht werden. Das sei ein „kluger Umgang“ mit diesem Thema, so Dietz. Nur so könne der Mensch „sich selbst verlassen“, um in Gott jemanden zu finden, der Halt gebe - und damit gehalten zu sein.
„Der Hilfsbedürftigere hat Vorrang“ - Vom Fremden zum Mitglied APS-Kongress thematisiert Integration Würzburg (APS). In zwei Vorträgen hat der 9. Internat. Kongress für Psychotherapie und Seelsorge Würzburg auch die praktische Seite des Generalthemas „Das Fremde – in mir, in dir, in Gott“ beleuchtet. Der Veranstalter, die „Akademie für Psychotherapie und Seelsorge“ (APS, Oberursel) präsentierte mit Michael Borkowski (Hannover) und Yassir Eric (Korntal) zwei interkulturell agierende Referenten. Was ist Kultur? Diese Frage beschäftige ihn, so Michael Borkowski, als Theologe und Pädagoge Leiter der Beratungspraxis Aufwind in Laatzen/Hannover, im Zusammenhang mit seinen Erfahrungen mit Flüchtlingen. Diese kämen mit der entsprechenden Kulturkompetenz ihrer Heimatländer nach Deutschland und müssten sich hier ganz neu orientieren. So entwickelten sich auf verschiedenen Ebenen neue Kulturkontexte, die die Chancengleichheit und Partizipation ebenso wie die Förderung der Ressourcen aller ansteuern sollten. Die meisten dieser Menschen hätten eine enorme Lebensleistung hinter sich und durch traumatische Erlebnisse auf der Flucht oft den Kontakt mit ihrem Selbstwertgefühl verloren. Nur die Kenntnis und Wertschätzung des eigenen kulturellen Lebenskreises helfe im komplexen Prozess der Vernetzung verschiedener Kulturen, deren Basis Navigatoren z. B. das Grundgesetz seien. Der Prozess „Vom Fremden zum Mitglied“ verlaufe in sechs Phasen, beginnend bei der Vorbereitung auf die Migration bis hin zur Integration, also der gelungenen Anpassung, erweiterten Identität und dem Aufbau eines Kohärenzgefühls. Die Vermittlung der „unzerstörbaren Gottesebenbildlichkeit“ sei ihm als Christ ebenso wichtig wie das Hören auf die Gotteserfahrungen der Geflüchteten in seiner Stabilisierungsgruppe, so Borkowski. „Vom sicheren äußeren Ort zum sicheren inneren Ort“ wolle er Menschen begleiten und sich öffnen für die Fremden, weil Christus durch diese Menschen zu uns komme. So gelte der Aufruf an alle Christen Brückenbauer zu werden, denn der „Hilfsbedürftigere habe Vorrang“. Die eigene Öffnung und der gegenseitige Austausch seien wohl das Wichtigste innerhalb einer Begegnung mit dem Fremdenartigen, sagte Yassir Eric, Theologe und Leiter des Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen (EIMI) in Korntal bei Stuttgart. Als ehemaliger Muslim gab er Einblicke in die Reibungsflächen im Umgang mit dem Islam. Hier sei eine Auseinandersetzung auf der persönlichen Ebene unabdingbar. Dazu gehöre, so der gebürtige Sudaner, die Notwendigkeit, den Unterschied zwischen dem Islam als Religion und Muslim als Mensch zu sehen. Der Islam sei Ideologie und fordere Unterwerfung von Menschen aller Weltanschauungen und Religionen. Muslime jedoch sollten wie jeder Mensch als Individuum mit eigener Lebensgeschichte und Prägung betrachtet werden. Der Frage, ob eine Aufnahmegesellschaft durch Zuwanderung tatsächlich ihre kulturelle Identität verlieren könne und ob eine Leitkultur postuliert werden müsse, stellte er entgegen, ob nicht eher die Tiefe der kulturellen Wurzeln der Gesellschaft überprüft werden müssten. Der Theologe ging zudem auf verschiedene Integrationsmaßnahmen ein und forderte die Zuhörer auf, mit Migranten zu sprechen, sich zu vernetzen und Kultur durch Interaktion zu gestalten. Seinen Vortrag veranschaulichte Eric mit authentischen Beispielen aus seiner eigenen Migrationsgeschichte sowie seiner Hinwendung zum christlichen Glauben.
APS-Kongress: Spezifische Blicke auf „Das Fremde“ Hinweise aus Theologie, Psychiatrie und Philosophie Würzburg (APS). Unter dem Thema „Das Fremde – in mir, in dir, in Gott“ findet vom 31.05. – 03. Juni 2017 der 9. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge, erneut im Congress Centrum Würzburg, statt. In zwei Fachvorträgen beleuchteten mit dem Theologen Prof. Dr. Wilfried Härle (Stuttgart) und dem Psychiater und Philosoph Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs (Heidelberg) zwei ausgewiesene Experten das Kongressthema aus ihren Bereichen. Prof. Dr. theol. Wilfried Härle, emeritierter Theologieprofessor in Marburg und Heidelberg, bis 2010 Vorsitzender der Kammer für Öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland und bis 2005 Mitglied der Enquetekommission des Deutschen Bundestages für Ethik und Recht der modernen Medizin, referierte unter der Überschrift „Fremd wie dein Name sind mir deine Wege“ über den „unbekannten, verborgenen, fremden Gott“. Die Überschrift habe er, so Härle, aus dem Lied „Ich steh vor dir mit leeren Händen“ des Niederländers Huub Oosterhuis, das bei den von ihm betreuten Bewohnern eines Stuttgarter Wohnstifts wohl das Lieblingslied sei. Dahinter stecke die tiefe Sehnsucht genauso wie die Ahnung, dass der Mensch gerne glauben möchte, dem aber die Fremdheit Gottes entgegenstehe. „Fremd“ sei dabei grundsätzlich ein ambivalentes Wort, das zwar tendenziell negativ sei, aber auch eine herausfordernde Seite habe. Härle wies kenntnisreich anhand vieler Zitate nach, dass die Fremdheit Gottes im Alten und Neuen Testament, aber auch in der christlichen Theologiegeschichte und in der abendländischen Philosophiegeschichte über die Jahrtausende den Menschen zu existentiellen Fragen anrege. Am Ende sei es aber bei der Frage nach dem Übel in der Welt und der Rolle Gottes dabei so, dass sie „nicht auf eine philosophische Antwort, sondern auf einen Trost, der meist größer ist als wir ihn oft anbieten können“, warte. Der kürzlich verstorbene Gießener Philosoph Odo Marquard habe darauf hingewiesen, dass wohl diejenigen recht hätten, „die dem Vertrauen auf Gott, also dem Glauben“, das letzte Wort gäben und dies nicht zu können dann das „eigentliche Unglück“ sei. Härle schloss daraus, dass es „das eigentliche Glück sei, das zu können“. Bei aller Fremdheit Gottes sei seine Absicht unmissverständlich sei, nämlich uns zu retten (1. Timotheus, Kapitel 2, Vers 4). Laut Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Fuchs, Psychiater und Philosoph, sei die Psychopathologie die besondere Wissenschaft des Fremden. Dabei sei die Selbstentfremdung zunächst ein normaler und biologisch notwendiger Vorgang. Identität entwickle sich im Entdecken des Selbst im Gegensatz zum Anderen, also komplementär. Im Englischen ließen sich die drei Kategorien des Fremden gut untergliedern in „foreign“ – das Fremde als Äußeres, „alien“ – das Fremde als nicht zum Selbst gehörend und „strange“ – das Fremde im Sinne von unbekannt. Mögliche positive emotionale Reaktionen auf „das Fremde“ seien Neugier, Faszination, Grenzüberschreitung, interkultureller Kontext oder schlicht Exotik, im negativen Sinn entsprechend Furcht, Flucht, Ablehnung, Aggression u. a. Erst wenn Fremdheit als Verletzung oder Ausgesetztheit versus Urvertrauen erlebt werde, entstünden Folgen, die z. T. lebenslange Auswirkungen auf die Persönlichkeit hätten. Als Beispiele nannte Fuchs drei Formen psychischer Störungen, die Borderline-Störung, die Magersucht sowie posttraumatische Belastungsstörungen bei Migranten. Damit Traumata nicht zu psychischen Krankheiten würden, seien u. a. soziale Unterstützung, Anerkennung sowie Wiederaneignung des traumatisch Fremden in dosierter Form und therapeutische Begleitung nötig. Erst wenn die traumatischen Erlebnisse aus dem „Körpergedächtnis“ narrativ in die eigene Geschichte eingeordnet seien, könnten diese langfristig verarbeitet werden. Resümierend betonte Fuchs, das Selbst könne sich nicht ohne das Fremde konstituieren. Die Ausbildung der psychischen Identität beginne bereits mit pränatalen Erfahrungen und ziehe sich durch die Phase der Adoleszenz, bis ein biologisches, soziales und ökologisches Selbst, die individuelle Identität, entwickelt sei.