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Praxis Dr. Seethaler

Sindelfinger Straße 2, Böblingen, Germany
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Fake News haben Hochkonjunktur - auch in der Medizin Editorial UnivadisFeb 8, 2017254 Öffnung(en) Falschmeldungen, frei erfundene Nachrichten und gezielt lancierte Lügen sind im Kampf um persönliche Vorteile, Einfluss im Wissenschaftsbetrieb oder wirtschaftlichen Profit auch im Bereich Medizin und Gesundheit ein Mittel zum Zweck. Dies belegen zahlreiche Beispiele. „Postfaktisch“ und „post-truth“ – mit dem „Wort des Jahres“, dem „Word of the Year“ wollten die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und das Oxford English Dictionary“ (OED) auf eine tiefgreifende Verhaltensänderung in weiten Bevölkerungsteilen aufmerksam machen: Immer mehr Menschen ignorieren einfach die Tatsachen, immer mehr akzeptieren gar offensichtliche Lügen. Nicht das Aussprechen der tatsächlichen Wahrheit, sondern das der „gefühlten Wahrheit“ führe im „postfaktischen Zeitalter“ zum Erfolg. In direkter Verbindung dazu steht ein weiterer Begriff, der derzeit in aller Munde ist: „Fake News“ – Falschmeldungen, frei erfundene Nachrichten, gezielt lancierte Lügen, die in den Medien und vor allem in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter & Co. verbreitet werden. Die Auswirkungen der zahllosen Unwahrheiten, die zuletzt im Zusammenhang mit dem Brexit, den US-Wahlen oder der Flüchtlingsdebatte die Runde machten, versetzt die Politik in höchste Aufregung: Gegen die Verbreitung von Lügen müssen schärfere Gesetze verabschiedet, soziale Medien kontrolliert, bösartige „Faker“ bestraft werden. Doch Halbwahrheiten, falsche Tatsachenbehauptungen und gezielte Desinformation sind im Kampf um persönliche Vorteile, politische Macht oder wirtschaftlichen Profit ein altbewährtes Mittel zum Zweck – auch in der Medizin haben „Fake News“ und „Postfaktisches“ Hochkonjunktur. 95 Prozent leere Versprechungen „Die Bandbreite von Halb- und Unwahrheiten zu medizinischen Maßnahmen ist enorm und kaum richtig abzuschätzen. Sie reicht von unabsichtlich und in gutem Glauben publizierten Falschnachrichten über Scharlatanerie bis hin zu bösartig in die Welt gesetzten Lügen“, sagt Prof. Gerd Antes, Direktor des deutschen Cochrane Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg. „Das Internet und die sozialen Medien beinhalten vermutlich zu über 90 Prozent leere Versprechungen und falsche Aussagen. Bei einigen steckt regelrecht kriminelle Energie dahinter.“ Fake News-Beispiele gibt es vermutlich so viele, wie Zellen im menschlichen Körper. Ihr Spektrum reicht über alle Gesundheitsbereiche – von Ernährung und Diäten über Fitness und Psychotraining bis hin zu akuten und chronischen Krankheiten. Zwei unabhängige Initiativen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Wahrheitsgehalt von Online-News zu prüfen: „ Mimikama “, ein Verein gegen Internetmissbrauch, der auch die auf Facebook betriebene Seite ZDDK („Zuerst denken – dann klicken“) betreibt und das Cochrane-Angebot „ Medizin-Transparent.at “, das Patienten, Ärzte und Entscheidern im Gesundheitswesen im deutschsprachigen Raum beim kritischen Hinterfragen von Gesundheitsbehauptungen hilft. Hier findet man schnell dubiose medizinische Versprechungen aus der jüngeren Zeit: „Ungewöhnliche Tropenfrucht ist 1000 Mal wirksamer gegen Krebs als Chemotherapie“. Der Facebook-Beitrag , der auf vielen internationalen Seiten Graviola-Extrakt-Kapseln bewirbt, beruft sich auf diverse wissenschaftliche Studien und suggeriert, dass die Pharmaindustrie aus wirtschaftlichem Interesse die Wirksamkeit der Tropenfrucht und anderer Naturprodukte „vertuscht“. Das Cancer Research UK zu Graviola: „In Laborstudien konnten Extrakte der Graviola einige Arten von Leber– und Brustkrebszellen, die gegen bestimmte Chemotherapeutika resistent waren, töten. Aber es hat noch keine groß angelegten Studien mit Menschen gegeben. Insgesamt gibt es keine Beweise dafür, dass Graviola als Heilmittel für Krebs funktioniert.“ „Venenpräparate zur äußerlichen Anwendung helfen gegen Krampfadern beziehungsweise gegen chronische Venenschwäche.“ Fest steht: Es gibt keine Studien zur Wirksamkeit dieser Produkte . „Das Ausmaß von Viszeralfett und eine Bauchvermessung liefern bessere Hinweise auf Erkrankungsrisiken als der Body-Mass-Index (BMI)“. Diese Aussage basiert auf Studien, die uneinheitlich in ihrer Fragestellung sind und mitunter qualitative Schwächen aufweisen. „Xylit-haltige Kaugummis, Süßigkeiten oder Mundspülungen senken das Kariesrisiko.“ Eine wenig verlässliche Nachricht , weil die wenigen Studien dazu methodische Mängel aufweisen und widersprüchliche Ergebnisse liefern. „Das indische Gewürz Kurkuma kann Depressionen lindern.“ Alle Studien zu dieser Frage sind nur von bescheidener Qualität . „Pflanzenknospen besitzen eine heilende Wirkung, helfen etwa bei Herzrhythmusstörungen, Schlaflosigkeit oder Insektenstichen“. Fakt: Die Wirkung der sogenannten Gemma-Therapie wurde bisher in keiner einzigen wissenschaftlichen Studie untersucht. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Inhaltsstoffe aus Knospen Krankheiten heilen können. „ Wundersaft aus Südamerika – Pürierte Frösche als Fitnessgetränk “. Das „besondere“ Arzneimittel, das neben toten, gehäuteten Fröschen Macca-Wurzeln, Karotten und Honig enthält, soll gegen Asthma, Bronchitis und Sexmüdigkeit wirken. Ein unappetitliches Video zeigt gar die Saftherstellung. „Glucosamin und Chondroitin helfen bei Kniegelenkverschleiß“. In Wahrheit zeigen beide Substanzen laut Studienlage keine Wirkung - im Gegensatz zur Werbung auf allen Medienkanälen: Schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro werden mit entsprechenden Medikamenten jährlich weltweit umgesetzt. Die Furcht vor Krankheit, der Wunsch nach Gesundheit, die Hoffnung auf Genesung – was nahezu alle Menschen in mehr oder weniger ausgeprägter Form umtreibt, ist wichtigster Bestandteil der Marketingstrategien kleiner wie großer Geschäftemacher im medizinischen Umfeld. Wie diese Beispiele zeigen, greift das eine oder andere Unternehmen zur erfolgreichen Bewerbung seiner Arzneien und Gesundheitsmittelchen schon mal auf wissenschaftlich völlig haltlose Aussagen zurück und rührt damit vorwiegend in den sozialen Medien die Werbetrommel. „Unwahre Behauptungen in der Medizin hat es immer schon gegeben, aber im Zeitalter des Internet haben sie sich vervielfacht“, sagt Gerd Antes. „Facebook, Twitter und Co. haben ihre Verbreitung enorm vereinfacht - es hat zu einer Art wechselseitigem Aufrüsten geführt.“ Die meisten Medienbeiträge sind verzerrt Eine Studie aus dem Jahr 2015 analysierte 219 Gesundheitsbehauptungen aus Medienberichten, die in den Jahren 2011 bis 2014 auf „Medizin-transparent.at“ auf ihre Wahrheit hin überprüft wurden. Erschreckendes Ergebnis: 59,5 Prozent der Beiträge waren über- oder untertrieben, nur 10,8 Prozent korrekt. Die Autoren werteten dies als Indiz für Medienmanipulationen durch kommerzielle Interessen. Aber nicht nur Firmen und Geschäftemacher treiben mit Fake News ihr Unwesen - es gibt auch regelrechte Propagandisten, die für ihre gefährlichen Überzeugungen mit blanken Lügen eintreten. Beispiele gefällig? „BGH-Urteil bestätigt: Masern-Viren existieren nicht“. Der Blogbeitrag suggeriert, dass von Masern keine Gefahr ausgeht und dass die Studien, die bisher als Grundlage dienten, immer fehlgedeutet wurden und es keine Kontrollgruppen gab. Eine Fake News, die auf einen Gerichtsstreit eines Impfgegners und Anhängers der „Neuen Germanischen Medizin“ zurückgeht. Der Bundesgerichtshof hat in seinem Urteil zu keiner Zeit die Existenz von Masern-Viren bestritten. „Alle Ärzte, die krebsverursachende Enzyme in Impfstoffen fanden, sind tot!“ Ein Facebook-Beitrag des Blogs „ Reveal the truth“/“Die Stunde der Wahrheit “, der vermutlich auf Impfgegner zurückgeht und suggeriert, dass 14 ganzheitliche Ärzte in Florida innerhalb weniger Wochen eines unnatürlichen Todes starben, weil sie entdeckt hatten, dass ein krebsverursachendes Enzym namens Nagalese den Impfstoffen hinzugefügt wird. Tatsächlich ist von keinem der Ärzte bekannt, dass sie irgendwie mit Forschung an Impfstoffen zu tun hatten oder diesbezüglich etwas veröffentlichen wollten. „Migrantenschreck in deutschen Kliniken im Einsatz“. Der Facebook-Beitrag geht zurück auf eine Waffenverkaufsplattform und suggeriert, dass die Berliner Charité mehrere Schusswaffen bestellt hat, um sich vor aggressiven Flüchtlingen zu schützen. Eine Fake News fast schon zum Verzweifeln! Die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. „Ja. Asylbewerber bekommen tatsächlich kostenlosen Zahnersatz!“ Der Blogeintrag von „Freiezeiten.net“ mit angeblichem Sitz in Tallinn will Glauben machen, dass demnächst alle Asylbewerber Schlange in Deutschen Zahnarztpraxen stehen, um sich gründlich auf Kosten der Deutschen Steuerzahler das Gebiss erneuern zu lassen. Nichts weiter als Anti-Flüchtlings-Propaganda durch Schüren von Neid. „Cholesterin ist ungefährlich“. Diese Aussage findet sich in regelmäßigen Abständen in der gesamten Laienpresse und geht meist zurück auf das von Professor Dr. Walter Hartenbach im Jahr 2002 veröffentlichte Buch „ Die Cholesterinlüge “. Es handelt sich immer um dieselbe Grundaussage: Erhöhte Cholesterinwerte seien eine Erfindung der Pharmaindustrie und senkten entgegen den Behauptungen der Ärzte keinesfalls das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Medikamente zur Cholesterinsenkung seien nicht nur überflüssig, sondern gar lebensbedrohlich. Aussagen, die angesichts des gegenwärtigen Stands der Forschung fast schon eine Beihilfe zur schweren Körperverletzung darstellen. Manipulierte und erfundene Forschungsergebnisse So manche Lügenstory in der Wissenschaft hat ihren Ursprung auch beim einzelnen Forscher oder Forschungsteam selbst, wird publiziert in einer mehr oder minder honorablen Fachzeitschrift und verbreitet sich dann in Windeseile meist als medizinische Sensation verpackt über Publikumsmedien in die weite Welt der Nachrichten. „Painting the mice“ – Mäuse anmalen – lautet das Synonym für Forschungsbetrug. Es geht zurück auf den New Yorker Dermatologen und Immunologen William T. Summerlin , der 1973 mit einem außergewöhnlichen Studienerfolg für ein riesiges Medienecho sorgte: Er habe mittels spezieller Behandlung in einer Organkultur die Haut einer schwarzen auf eine weiße Maus ohne Abstoßungsreaktion transplantieren können, und zwar ohne Immunsuppression. Später stellte sich heraus, dass Summerlin den schwarzen Rücken seiner weißen „Beweismaus“ lediglich mit Filzstift eingefärbt hatte – alle seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden in der Folge als völlig wertlos eingestuft. In Deutschland sorgte der Krebsforscher Friedhelm Herrmann vom renommierten Max-Delbrück Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch für den wohl größten Fälschungsskandal der hiesigen Wissenschaftsgeschichte. Seine Arbeitsgruppe, die sich in den 1990er Jahren vorwiegend mit der Erforschung von Leukämie und Bluterkrankungen beschäftigte, hatte über Jahre zahlreiche Studienresultate manipuliert. Insgesamt 94 Publikationen erwiesen sich am Ende als getürkte Resultate und Herrmann wurde aus der akademischen Welt verbannt. Bis zu seiner Entlarvung wurde er in der Presse als „Shootingstar der Krebsforschung“, als „Halbgott der Krebslabors“, als „Spitzenrepräsentanten aller Gentherapeuten“ gefeiert. Hätte nicht ein vor der Entlassung stehender Mitarbeiter Herrmanns die Manipulationen, Fälschungen und Plagiate verraten, würden Herrmanns Studien wohl heute noch als evidente, nicht weiter zu hinterfragende Wahrheiten gelten. Trump twittert in Impfgegners Namen Überhöhter Ehrgeiz. Erschleichung von Fördermitteln. Erhöhung der wissenschaftlichen Reputation. Es gibt zahlreiche Motive zur Zeugung von „Fake News“ und deren Geburt in den Kreißsälen der Medizinforschung. In einer Kurzübersicht auf Wikipedia sind die schlimmsten Fälle zusammengestellt, ausführlich beschrieben sind sie in Stella Elaine Urbans Buch „ Forschungsbetrug in der Medizin. Fakten, Analysen, Präventionsstrategien “. Auf ein Beispiel aus dem Jahr 1998 sei an dieser Stelle noch explizit verwiesen, weil es durch die Präsidentschaft Donald Trumps zu neuer Aktualität gelangt. Dem britischen Arzt Andrew Wakefield ging es seinerzeit allein ums liebe Geld. Er stellte in einem Lancet-Artikel eine Verbindung zwischen dem MMR-Kombinations-Impfstoff und nachfolgendem Autismus her. Die Nachricht verbreitete sich in den Publikumsmedien nahezu epidemisch – die Impfraten in Europa und insbesondere in Großbritannien nahmen deutlich ab. 2004 wurde schließlich bekannt, dass Wakefield von Anwälten, die im Prozess gegen Impfstoffhersteller die Eltern Autismus-betroffener Kinder vertraten, 55.000 Pfund erhalten hatte. Die britische Ärztekammer warf Wakefield „unethische Forschungsmethoden“ vor, deren Ergebnisse in „unehrlicher“ und „unverantwortlicher“ Weise präsentiert worden seien und veranlasste sein Berufsverbot. Doch Wakefields „Forschung“ zeigt bis heute Wirkung. Als US-Neubürger gewann er schon vor Jahren den US-Neupräsidenten Donald Trump zum Fan. Trump verbreitete per Twitter Wakefields These, dass viele gesunde Kinder durch die Mehrfachimpfung zu Autisten werden. So werden Fake News werden zum staatlichen Faktum, die gefühlte Wahrheit nicht weniger Bürger wird über soziale Medien von höchster Stelle zur Wahrheit erhoben. Dubioser Geschäftszweig: Open access publishig Lüge und Betrug in der Forschung haben ihre Ursache auch darin, dass im Zeitalter des „Publish or Perish" der Druck gewachsen ist, schnellstmöglich greifbare Studienresultate und Veröffentlichungen in den internationalen Fachzeitschriften vorweisen zu können. Nur so fließen die entsprechenden Forschungsgelder. In renommierten Fachmedien werden laut Philipp Campbell , dem Chefredakteur der internationalen Fachzeitschrift „ Nature ", jedes Jahr dutzende Fälle von Forschungsbetrug entdeckt. Im Gleichschritt mit dem erhöhten Publikationszwang hat sich auch ein mehr als dubioser Geschäftszweig entwickelt: Vermeintliche Fachjournale publizieren gegen eine Gebühr wissenschaftliche Artikel ohne Peer-Review. Mittels „ Predatory open access publishing “ lassen sich völlig ohne Kontrolle evidenzlose medizinische Ergebnisse mit Pauken und Trompeten in die Welt setzen – und viele Geldgeber aus Staat und Wirtschaft fallen auf diese Fake News ebenso herein wie sensationshungrige Journalisten aus Presse, Funk und Fernsehen. Bislang wurden auf „ Beall’s List “ jedes Jahr hunderte dieser unseriösen Fachjournale im Internet an den Pranger gestellt. Doch der engagierte Open-Access-Journal-Kritiker Jeffrey Beall von der Universität Colorado hat seine Website vor wenigen Tagen aus noch unbekannten Gründen vom Netz genommen. Die Erfindung und Verbreitung von Fake News in der medizinischen Forschung hat laut Gert Antes aber auch eine verborgene Ursache mit wissenschaftstheoretischen Aspekt: „Neben der traditionellen Wissenschaft ist in den letzten Jahren eine mächtige Bewegung entstanden, die die alten Werte von Wissenschaftlichkeit in Frage stellt: Big Data.“ Im Namen der drei großen „V“ für Volume, Velocity und Variety würde der Anspruch erhoben, dass die Auswertung von Daten sozialer Netzwerke, Fotos, Videos, MP3-Dateien, Blogs, Suchmaschinen, Tweets, E-Mails, Internet-Telefonie oder auch Sensoren intelligenter Geräte ,valide Ergebnisse liefere. „Doch die unter der Überschrift Big Data angekündigten Möglichkeiten missachten die üblichen Eckpfeiler von Wissenschaftlichkeit fast völlig.“ Korrelationen seien hier wichtiger als Kausalität, gefühlte Wahrheiten würden zur Wirklichkeit - postfaktisch. Auf Theoriebildung werde verzichtet, ausreichend Daten seien Rohstoff und Methode zugleich. Big Data: Unerschöpflicher Fake News-Quell Antes: „Die Begriffe Qualität und Validierung scheinen tabu zu sein. Eben so wenig werden Unsicherheit, Fehler und notwendige Studiengrößen und die Power von Studien diskutiert, die im Studiengeschehen zentrale Bedeutung haben und als unverzichtbare Qualitätsparameter für Studien gelten.“ Was dabei am Ende herauskommt: Vermeintliche Wahrheiten, die auf bloßen Versprechungen, Glauben und anekdotischen „Beweisen” basieren. Für Antes ein unerschöpflicher Quell von Fake News, die den Beginn eines goldenen Zeitalters für Kranke und Gesunde vermitteln: „Patienten werden viel früher und fehlerfrei diagnostiziert und dann mit personalisierter Medizin zielgenau, wirksam und nebenwirkungsfrei behandelt. Gesunde kommen erst gar nicht in die Gefahr, weil sie durch perfekte Vorsorge vor dem Schritt geschützt werden, überhaupt erst krank zu werden.“ Um gefühlte Wahrheit von der tatsächlichen, die Wirklichkeit von der Lüge und effizienzbasierte Medizin von Hokuspokus und Kurpfuscherei zu unterscheiden, brauchen Ärzte, Journalisten und die gesamte Bevölkerung ein besseres Verständnis zur richtigen Beurteilung sowohl von wissenschaftlichen Studien als auch von den Medien, die darüber berichten. „Gegen Fake News ist vermutlich kein Kraut gewachsen“, sagt Deutschlands Cochraine-Chef Antes. „Da gehört Aufklärung dagegengesetzt, am besten schon in der Schule. Schon hier sollte man lernen: Medizin ist mehr als Biologie. Geglückte Labor- und Tierversuche haben noch lange nichts mit erfolgreichen Therapien zu tun.“ Und: „Bezüglich medizinischer Websites bräuchten wir längst ein echtes Qualitätssiegel, das von einem unabhängigen Kontrollgremium vergeben wird. Zur Vergabe müssten mehr als nur formale Aspekte wie heute überprüft werden, sondern regelmäßig auch die Inhalte und ihr Wahrheitsgehalt. Die Debatte darüber, die Verbreitung von Lügen gesetzlich zu untersagen und gegebenenfalls auch zu ahnden, muss auch in der Medizin geführt werden.“

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Die Energiewende: Pro-Carb statt Low-Carb Eine Ernährung mit wenig Proteinen bringt die Verbrennung von Kohlehydraten in Schwung und steigert so den Energieverbrauch. Das zeigt eine aktuelle Studie an Mäusen. Bei fettleibigen Tieren bildeten sich unter dieser Diät sogar Insulinresistenzen zurück. Die Zahl der übergewichtigen Menschen in Deutschland steigt immer mehr an. Mangelnde körperliche Aktivität und veränderte Ernährungsgewohnheiten gelten als Hauptursache für den Anstieg des durchschnittlichen Körpergewichts. Mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit: Insbesondere starkes Übergewicht erhöht deutlich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Typ2-Diabetes. Seit vielen Jahren streiten sich Experten deshalb über die richtige Ernährungsform, mit deren Hilfe es fettleibigen Menschen gelingen könnte, das Körpergewicht dauerhaft zu verringern. War der Blick bislang meist auf die einseitige Minimierung von Fett oder Kohlenhydraten gerichtet, gerät in neuester Zeit eine möglichst ausgewogene Zusammensetzung der Ernährung aus Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen in den Mittelpunkt des Interesses. Doch die Suche nach der optimalen Mischung gestaltet sich nicht so einfach: „Besonders, was die Proteine betrifft, gibt es widersprüchliche Hinweise“, sagt Adam Rose, Leiter einer Forschungsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Einerseits gibt es Beobachtungen, dass Menschen bei proteinarmer Diät insgesamt mehr essen, um die erforderliche Eiweißmenge zu erreichen.“ Anderseits, so Rose, belegten epidemiologische Studien, dass ein hoher Proteinanteil in der Ernährung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Diabetes einhergehe. Proteinarme Ernährung steigert Energieverbrauch Um herauszufinden, was eine proteinreduzierte Ernährung auf molekularer Ebene bewirkt, starteten Rose und seine Mitarbeiter eine Studie, in deren Rahmen sie Mäuse über einen Zeitraum von 16 Wochen auf unterschiedliche Weise fütterten. Wie die Forscher in einem Artikel in der Zeitschrift The Journal of Clinical Investigation schreiben, erhielt eine Hälfte der Tiere eine proteinarme Diät, bei der die Proteine fünf Prozent der Gesamtkalorien ausmachten. Die andere Hälfte der Tiere bekam dagegen normales Mäusefutter, bei dem die Proteine 20 Prozent der Gesamtkalorien ausmachten. Obwohl die Tiere unter proteinarmer Diät insgesamt etwas mehr fraßen, nahmen sie bei gleicher körperlicher Aktivität deutlich langsamer an Gewicht zu als ihre normal gefütterten Artgenossen. Die Forscher stellten fest, dass die proteinarm ernährten Mäuse ihr Futter um 40 Prozent weniger effizient verwerteten als die Kontrollmäuse. Die Tiere verbrannten mehr Fett und Kohlehydrate und hatten so einen gesteigerten Energieverbrauch. Nun wollte das Team um Rose wissen, ob sich der hohe Energieverbrauch günstig auf den Stoffwechsel der proteinarm ernährten Tiere ausgewirkt hatte. Als die Forscher die Blutwerte der Tiere beider Gruppen bestimmten, stellten sie deutliche Unterschiede fest: Die proteinarm ernährten Tiere hatten nicht nur weniger Cholesterin und Fett im Blut sondern auch viel weniger Insulin als die Kontrolltiere. „Trotz des höheren Konsums von Kohlenhydraten benötigen die Mäuse unter der proteinarmen Diät weniger Insulin“, berichtet Rose. „Dafür produzierten ihre Lebern mehr FGF21 – ein Protein, von dem bekannt ist, dass es die Aufnahme von Glukose in Fettzellen anregt.“ FGF21-Spiegel steigt nach Mahlzeit Dass FGF21 eine entscheidende Rolle für den verbesserten Zuckerstoffwechsel spielt, bewiesen die Forscher um Rose mithilfe von Mäusen, die sie durch einen gentechnischen Eingriff so veränderten hatten, dass deren Leberzellen FGF21 nicht mehr herstellten konnten: Bei den Tieren hatte die proteinarme Diät keinen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel: „Sie reagierten nicht mehr auf die proteinarme Diät“, sagt Rose. „Die gentechnisch veränderten Tiere zeigten den gleichen Gewichtzuwachs wie die Tiere mit normaler FGF21-Produktion und die positiven Effekte auf den Stoffwechsel waren verschwunden.“ Der FGF21-Spiegel im Blut der Mäuse war unter der proteinarmen Diät nicht konstant: Er im schoss immer dann in die Höhe, wenn die Mäuse ihre proteinarme Futterration verzehrt hatten und fiel danach wieder ab. Verursacht wurde dieser Anstieg durch eine zentrale Stressreaktion in der Leber. Als Rose und seine Mitarbeiter die Stressreaktion pharmakologisch unterbanden, sanken die FGF21-Werte sofort. In weiteren Experimenten fanden die Forscher zudem heraus, dass für die günstigen Auswirkungen der proteinarmen Ernährung nicht alle Proteinbausteine gleichermaßen verantwortlich sind: Vor allem der Mangel an den Aminosäuren Glutamin, Glutamat, Asparagin, Aspartat und Alanin, die der Körper alle selbst herstellen kann, erhöhte den FGF21-Spiegel. Ergänzten die Forscher die proteinarme Diät um diese Aminosäuren, kam es zu einem wesentlich geringeren Anstieg der FGF21-Werte. Die proteinarme Diät scheint auch therapeutisches Potenzial zu haben: Als Rose und sein Team fettleibige Mäuse auf diese Diät setzten, verringerte sich das Körpergewicht der Tiere nicht. Dennoch verbesserten sich ihre Blutzucker-Werte und auch zuvor bestehende Insulinresistenzen bildeten sich zurück. Mensch und Maus reagieren ähnlich auf proteinarme Diät Da sich Ergebnisse aus Mausversuchen nicht immer eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen, baten Rose und seine Kollegen fünf gesunde Männer, sich sieben Tage lang proteinarm zu ernähren: Im Anschluss maßen die Forscher bei den Teilnehmern hohe FGF21-Werte, dagegen trotz erhöhter Kohlenhydratzufuhr niedrigere Blutzucker- und Insulinspiegel. „Die proteinarme Diät wirkt sich bei Menschen ähnlich aus wie bei Mäusen“, berichtet Rose. Er gibt jedoch zu, dass die kurze Dauer und die Anzahl der Probanden die Aussagekraft der Daten einschränken. Deswegen plant er eine länger gehende Folgestudie mit mehr Teilnehmern, die in Kürze beginnen soll. Andere Experten raten zur Vorsicht: „Die neue Studie bestätigt, dass hohe FGF21-Werte den Stoffwechsel verbessern, doch diese sind auch ein Ausdruck für metabolischen Stress, der mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen einher geht“, sagt Andreas Pfeiffer, Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam und Leiter der Abteilung für Ernährungsmedizin, Endokrinologie und Diabetes am Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin. „Eine proteinarme Ernährung führt zu metabolischem Stress. Wenn der Körper durch die Ernährung nicht genügend Aminosäuren erhält, mobilisiert er sie durch den Abbau von Zellbestandteilen.“ Menschen, die zu wenige Proteine zu sich nähmen, so Pfeiffer, hätten eine geringere Muskelmasse, die wiederum mit Gebrechlichkeit und einer kürzeren Lebenserwartung korreliere. Nach Ansicht des Ernährungsexperten ist es deshalb fraglich, ob Menschen wirklich davon dauerhaft profitieren, wenn sie Proteine aus ihrer Ernähung weglassen und dafür mehr Kohlenhydrate und Fette essen. Mittleres Lebensalter als therapeutisches Fenster Doch auch eine proteinreiche Ernährung, wie sie viele Low-Carb-Diäten vorschreiben, scheint nicht nur vorteilhaft zu sein. Eine epidemiologische Studie weist darauf hin, dass junge Erwachsene, die viel Protein essen, häufiger an Krebs erkranken, was in anderen Studien nicht bestätigt wurde. Allerdings kehrt sich dieser Effekt bei älteren Menschen wohl um. Für Pfeiffer ergibt sich aus den bisherigen Daten ein schlüssiges Szenario: In der Kindheit und im Alter könnten die schützenden Effekte einer hohen Proteinzufuhr überwiegen, im mittleren Lebensabschnitt bis zu einem Alter von ungefähr 45 Jahren dagegen die negativen Auswirkungen. Adam Rose geht deshalb davon aus, dass es in den mittleren Lebensjahren eine Art therapeutisches Fenster gibt, in dem sich eine proteinreduzierte Ernährungsform ohne zusätzliche Medikamente positiv auf die Gesundheit auswirken könnte.

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Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung der Universität Bonn hat laut einer Publikation in "Nature Communications" in Fettzellen einen Schalter gefunden, der die Fettverbrennung ankurbelt. Konkret handelt es sich um das Gq-Protein. Wird es blockiert, werden die weißen in braune Fettzellen umgewandelt. Entdeckt haben die Wissenschalter den Schalter in Fettzellen von Mäusen. Sie haben festgestellt, dass in braunen Fettzellen besonders viele Rezeptoren vorkommen, die an das Gq-Protein, das eine wichtige Funktion in der Informationsübermittlung innehat, koppeln. Wurde in den Mäusefettzellen das Gq-Protein aktiviert, verschlechterte sich die Zahl und die Qualität der braunen Zellen. "Wird dagegen Gq mit einem Hemmstoff blockiert, dann reifen mehr braune Fettzellen heran", erklärt Erstautorin Katarina Klepac. Gleiches gilt für die beigen Fettzellen, die Hoffnungsträger der Forschung. Sie können sich aus weißen in braune Fettzellen umwandeln und sind ebenfalls an der Verbrennung überflüssiger Energiespeicher beteiligt. Ist in ihnen das Gq-Protein blockiert, bilden sich mehr braune Fettverbrenner. Die Forscher vollzogen die zuvor an den Nagerzellen durchgeführten Experimente auch an menschlichen Laborfettzellen nach. "Auch bei humanen Fettzellen zeigte sich, dass sich daraus braune Fettzellen viel besser entwickeln konnten, sobald die Gq-Proteine blockiert wurden", erklärt Studienleiter Alexander Pfeifer. Dies könnte dem Forscher zufolge ein viel versprechender potenzieller Ansatzpunkt für neue Wirkstoffe sein, die die Fettverbrennung bei adipösen Patienten ankurbeln. Es werde aber noch länger dauern, bis geeignete Wirkstoffe auf dem Markt verfügbar seien, so Pfeifer.

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Hochdosierte Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft schützen Kinder vor Asthma Durch die Einnahme der hochdosierten langkettigen Fischöle Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) in der Spätschwangerschaft lässt sich die Rate an Asthmaerkrankungen bei den Kindern in den ersten fünf Lebensjahren deutlich senken. Dies hat eine Placebokontrollierte Interventionsstudie aus Dänemark gezeigt.1 Die vor allem in Fischen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA werden heute nur noch in geringen Mengen mit der Nahrung aufgenommen. Sie können zwar vom Körper auch aus alpha-Linolensäure synthetisiert werden – nicht alle Menschen sind aber aufgrund einer unterschiedlichen Enzymausstattung dazu gleichermaßen in der Lage. Gebraucht werden EPA und DHA als wichtige Bestandteile von Zellmembranen. Ist zu wenig vorhanden werden sie durch Arachidonsäure ersetzt, was eine vermehrte Bildung von an Asthma beteiligten Leukotrienen bewirkt. An der doppelblinden Studie nahmen 736 Frauen in der 22. bis 26. Schwangerschaftswoche teil. Eine Gruppe erhielt bis zur ersten Woche nach der Entbindung täglich Fischölkapseln (2,4 g EPA/DHA pro Tag), die Kontrollgruppe Kapseln mit Olivenöl. Die verwendete EPA/DHA-Dosis war dabei zehnmal höher als die Durchschnittsaufnahme der dänischen Bevölkerung mit der Nahrung. In der Behandlungsgruppe wurde im Alter von drei Jahren bei 16,9% der Kinder persistierendes Keuchen („Wheezing“) oder Asthma diagnostiziert, in der Placebogruppe waren es dagegen 23,7% (HR 0,69). 14,6 Frauen mussten mit den hochdosierten Fischöl-Kapseln behandelt werden, um eine Asthmaerkrankung bei den Kindern zu verhindern. Am deutlichsten war die Wirkung bei dem Drittel der Frauen mit den niedrigsten Serumwerten von EPA aus DHA vor Studienbeginn (17,5 % vs. 34,1%, HR 0,46) und bei Frauen mit einem GG-Genotyp im FADS-Gen, der die körpereigenen Synthese von EPA und DHA vermindert (15,2% vs. 37,8% HR 0,37). Die Nachuntersuchung im Alter von fünf Jahren bestätigte die Ergebnisse. Die Ergebnisse könnten zu einer Neubewertung der empfohlenen EPA/DHA-Zufuhr in der Schwangerschaft führen, schreiben die Autoren. Bisher werden u.a. von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mindestens 200 mg DHA pro Tag empfohlen, was deutlich unter der in der Studie verwendeten Dosis liegt.

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Muskeltraining stärkt die Gehirnfunktion bei Personen über 55 Jahren mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI). Das hat eine australische Studie der University of New South Wales, der University of Sydney und der University of Adelaide gezeigt. Die Arbeit wurde im "Journal of the American Geriatrics Society" vorgestellt. Für die Untersuchung im Rahmen des "Study of Mental and Resistance Training" (SMART) wurden MCI-Probanden zwischen 55 und 86 Jahren in vier verschiedene Gruppen eingeteilt: Widerstandstraining und computerbasiertes kognitives Training; Widerstandstraining und ein Placebo-computerbasiertes kognitives Training; Gehirntraining und Placebo-Sportübungen (stretching/Calisthenics); Placebo-Sportübungen und Placebo-kognitives Training Teilnehmern, die Widerstandstraining absolvierten, wurde beispielsweise aufgetragen zwei Mal die Woche, sechs Monate lang Gewichte mit einer Belastung von 80 Prozent zu heben. Entsprechend dem Trainingsstand und dem Zuwachs der Muskeln wurde das Gewicht im Laufe der Monate immer wieder angepasst, um die Belastung von 80 Prozent zu erhalten. Es zeigte sich schließlich, dass die Probanden im Widerstandstraining sowohl bessere physische als auch kognitive Werte aufwiesen. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei laut Hauptautor Yorgi Mavros Kontinuität. Die Forscher empfehlen mindestens zwei Mal die Woche mit hoher Intensität zu trainieren, um den Kräftezuwachs zu maximieren. Davon profitiere dann auch das Gehirn. Die Ergebnisse würden die bisherige SMART-Forschung bestätigen. So konnte anhand von MRT-Scans bei "gewichthebenden" eine Vergrößerung bestimmter Hirnregionen festgestellt werden, was auf kognitive Verbesserungen durch das Krafttraining zurückzuführen sei.

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Chemo bei Brustkrebs: Weniger ist mehr Mönchengladbach: Chemo bei Brustkrebs: Weniger ist mehr Dr. Oleg Gluz beim Brustkrebskongress in San Antonio. Mönchengladbach. Mönchengladbacher Mediziner stellten auf dem weltgrößten Brustkrebskongress eine Studie vor. Die Ergebnisse können vielen Frauen möglicherweise eine lange und belastende Chemotherapie in Zukunft ersparen. Von Angela Rietdorf Bisher gehörte es zum Credo bei der Behandlung eines besonders aggressiven Brustkrebstyps: Vor der Operation ist eine 18 bis 24 Wochen dauernde Standardchemotherapie nötig. Doch nun kann die Westdeutsche Studiengruppe, die ihren Sitz am Evangelischen Krankenhaus Bethesda der Johanniter hat, Daten präsentieren, die darauf hinweisen, dass eine sanftere und kürzere Chemotherapie vor der Operation ähnlich gute Wirkung auf den Tumor zeigt. Die Westdeutsche Studiengruppe mit Sitz am Evangelischen Krankenhaus Bethesda der Johanniter präsentierte ihre Forschungsergebnisse beim weltgrößten Brustkrebskongress in San Antonio in Texas/ USA vor. Das Ergebnis: Die Chemotherapie verkürzt sich auf zwölf Wochen. FOTO: Janetzko Dr. Oleg Gluz, Oberarzt am Brustzentrum Niederrhein des Bethesda und wissenschaftlicher Ko-Leiter der Studiengruppe, stellte die Ergebnisse der Studie im Rahmen eines Vortrags jetzt beim weltgrößten Brustkrebskongress in San Antonio in Texas/ USA vor. Es geht um den triple-negativen Brustkrebs, der rund 15 Prozent der Fälle ausmacht, aber hochaggressiv ist und für etwa die Hälfte aller durch Brustkrebs verursachten Todesfälle verantwortlich ist. Bisher wurden alle Frauen, bei denen dieser Krebstyp festgestellt wurde, einer 18- bis 24-wöchigen Chemotherapie unterzogen, bei der drei bis fünf Medikamente kombiniert wurden. In der neuen Studie wurden nun ein neueres (Nab-Paclitaxel) und ein altbekanntes Medikament (Carboplatin) kombiniert. Für beide Substanzen wird diskutiert, dass sie bei diesem Brustkrebstyp besonders effektiv sind. Die Chemotherapie wurde nur zwölf Wochen lang durchgeführt und die Wirkung am operativ entfernten Tumor überprüft. Die Ergebnisse sind ausgesprochen erfreulich. "Mit dieser optimierten Chemotherapie haben wir in der Hälfte der Zeit und mit sehr geringen Nebenwirkungen ein ähnliches Ergebnis am Tumor erzielt wie zuvor mit der längeren", erklärt Oleg Gluz. "Bei fast 50 Prozent der Patientinnen war bei der Operation kein Tumor mehr erkennbar." Werden bei der nachfolgenden Operation keine Spuren des Tumors mehr gefunden, haben die Patientinnen, die unter diesem aggressiven Krebstyp leiden, eine exzellente Prognose. Die Mönchengladbacher Studienergebnisse stießen auf dem Kongress in San Antonio auf großes Interesse, denn sie fügen sich in eine Entwicklung hin zu einer stärker individuell ausgerichteten, maßgeschneiderten Behandlung ein. Bei einem anderen Brustkrebstyp, dem HER2 positivem Brustkrebs, konnten die Wissenschaftler der WSG, vertreten durch Prof. Harbeck von der LMU München, einen weiteren Vortrag platzieren. Bei dieser Krebsart wurden hervorragende Ergebnisse allein durch eine antikörpergesteuerte Chemotherapie - also unter gänzlichem Verzicht auf konventionelle Chemotherapie- erzielt. "Es gibt in der Systemtherapie eine Entwicklung hin zu maßgeschneiderten Konzepten mit guten Ergebnissen und Reduktion der Chemotherapiekomponente", so Prof. Ulrike Nitz vom Brustzentrum Niederrhein und medizinische Leitung der WSG. Die Gruppe dankt den 340 Patientinnen aus 40 Zentren in Deutschland und natürlich insbesondere den Frauen aus Mönchengladbach und Umgebung, die als Teilnehmerinnen an der Studie diese Arbeit ermöglicht haben. Quelle: RP

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